Strabag-Tunnel stürzt ein
Er ist neu, kurz - und schon zwei Mal eingstürzt

Kommt Ihnen das bekannt vor: Eine Autobahn als Prestigeprojekt, finanziert über ein PPP (Public Private Partnership)-Modell, Auftragswert über eine Milliarde Euro, ein Tunnel?
Nein, es ist nicht die Rede von der Lobau-Autobahn. Und der Tunnel, von dem hier die Rede ist, weist auch nicht eine Länge von 8,5 km auf. Er ist nur 1,3 km lang. Und er ist bereits zwei Mal eingestürzt.

In einem ungarischen Prestige-Autobahnprojekt, der M6, gewinnt die Strabag die PPP-Ausschreibung, das Projekt gilt als das beste PPP-Projekt Europas.
Es wird gebaut und gebaut. Bis ein kurzer Tunnel mit gerade mal 1,3 km Länge zweimal hintereinander einstürzt. Peinlich irgendwie, finden Sie nicht auch?
Das findet wohl auch die Strabag. Denn zwei der drei Gutachter, die die Ursache eruieren sollen, sind ehemalige Angestellte der Strabag - nun beurteilen sie die Arbeit ihres früheren Arbeitgebers. Unabhängig, versteht sich. Und nein, ein Fehler der Strabag liegt nicht vor, „unvorhersehbare Ereignisse“ seien schuld. An der Baumethode sei nichts auszusetzen. (Nachzulesen in diesem Artikel.)

Symptomatisch ist dieses Ereignis für vieles. Zum Beispiel für den enormen Geld- und damit Zeitdruck, unter dem gebaut werden muss. Die Zeiten für solche Straßengroßprojekte sind vorbei. In Wirklichkeit sind sie nicht mehr finanzierbar (und auch nicht mehr sinnvoll, wenn man allein die steigenden Treibstoffpreise und den damit verbundenen Rückgang des Individualverkehrs bedenkt). Oder dafür, wie es in diversen Verfahren und Begutachtungen in dieser Branche läuft. (Nein, das ist keine Anspielung.) Ehemalige Angestellte beurteilen zum Beispiel die Arbeit ihres früheren Arbeitgebers. Gutachter müssen aber im Interesse der Allgemeinheit und der Sicherheit unabhängig sein.

Sicher ist jedenfalls, dass in der Lobau sehr viele „unvorhersehbare Ereignisse“ auf die Tunnel-Baufirmen warten. Erdgasblasen werden vermutet, Altlasten wie Öl, Fliegerbomben, ein geologischer Untergrund, der in einer Zerrungszone liegt und sich immer noch bewegt, Grundwasserkörper, die miteinander verbunden sind - wie schnell kann es da durch verwendete Chemikalien und Treibstoffe zu einer Verseuchung des gesamten Grundwassers kommen! -, und das alles in unmittelbarer Siedlungsnähe. Eine Katastrophe, wenn beim Bau dieses großen Projektes solch ein „unvorhergesehenes Ereignis“ eintreten sollte.

Aber die Kleinigkeit von mehreren Milliarden Euro, die dieser Tunnel kosten sollte, spielen angesichts solch großer Risiken und trotz Finanzkrise anscheinend keine Rolle.

Schreiben Sie an die Politiker und Medien und protestieren Sie gegen den Bau des Lobau-Tunnels und die drohende Transithölle!

Hier finden Sie einige Adressen.