Stärken Transitautobahnen etwa die Regionalität?
Vielleicht, weil Konsumgüter aus anderen Regionen ganz schnell in unsere kommen?

Die Bezirksblätter haben eine neue Initiative ins Leben gerufen: „Lebensqualität durch Regionalität“. Etwas, das auch die BIM zu 100 % für gut und richtig befindet.

„Jene Wirtschaftskreisläufe, die zum Erhalt der regionalen Strukturen beitragen, sollen noch stärker forciert und thematisiert werden. (…) Die Bezirksblätter (…) wollen mit ‚Lebensqualität durch Regionalität’ einen Nachhaltigkeits-Schwerpunkt setzen, der die regionalen Vorzüge (…) in den Vordergrund rückt.“ So steht es im Bezirksblatt Gänserndorf vom 11. November 2009.

In dieser Hinsicht: Gratulation an die Bezirksblätter, eine wirklich unterstützenswerte Aktion.

Etwas unverständlich in diesem Zusammenhang ist für uns aber, dass die JournalistInnen des Bezirksblattes keinen Widerspruch zwischen ihrer eigenen Aktion ‚Lebensqualität durch Regionalität’ und dem massiven Ausbau der Transitautobahnen in der Region sehen.

So sieht etwa Ulrike Potmesil am 2. Dezember im Bezirksblatt Gänserndorf den Bau von „A5, S1, S8, A23 und Lobau-Tunnel“ als „große Ideen“, die „gemeinsam umgesetzt“ werden sollten. Bürgern sei ja Kritik erlaubt, aber bitte schön, an der Umsetzung soll diese nichts ändern, sonst würden wir ja „im Status Quo verharren“.

Und wie, liebe Frau Potmesil, passt Ihre Meinung zur Aktion Ihrer Zeitung?
Stärken Transitautobahnen die Regionalität?
Vielleicht weil dann Waren und Arbeitskräfte aus dem Ausland noch schneller und einfacher in unsere Region gelangen?
Oder wird die Lebensqualität gestärkt durch noch mehr Feinstaub, mehr Abgase, mehr Lärm, mehr Beton, mehr riesige Autobahnknoten in der Landschaft und direkt neben Siedlungen?

Zudem sei Frau Potmesil gesagt: Kritische Bürger wollen nicht „alles verhindern“, wie in diesem Artikel wieder einmal pauschalierend unterstellt wird. Wir wollen nur andere, menschen- und naturverträglichere Projekte: Ortsumfahrungen, Ausbau des Öffentlichen Verkehrs, Park&Ride-Anlagen etc.
Das würde in unseren Augen die Lebensqualität stärken und nicht einer De-Regionalisierung Vorschub leisten, wie der massive Autobahnbau das tun wird.

„Die wirtschaftliche Leistung, die in der unmittelbaren Umgebung getätigt wird, verbessert die Lebensqualität der Menschen und sichert die Arbeitsplätze“, schreibt Sieghard Krabichler im Gänserndorfer Bezirksblatt am 7. Oktober.
Da stimmen wir zu!
Aber: Die vielen sich in Planung befindlichen Transitautobahnen in unserem Bezirk werden einen enormen Kaufkraftabfluss zur Folge haben. Außerdem werden Gütern und Arbeitskräften aus anderen Regionen noch mehr Türen geöffnet.
(...) Wertschöpfung kann im eigenen Land bleiben“, meint Herr Krabichler.
Dass die Wertschöpfung möglichst in der Region bleiben soll, sehen wir auch so.
Aber: Wie würde das mit der geplanten Lobau-Autobahn ausschauen oder mit der Marchfeld-Schnellstraße? Genau. Da würde die Wertschöpfung gleich ganz schnell in eine andere Region wandern.
Auch von der erträumten Arbeitsplatzsicherung - ein enorm wichtiger Zukunftsfaktor - kann keine Rede sein, wenn die Autobahnen wirklich gebaut werden. Autobahnen sichern keine Arbeitsplätze. Autobahnen erlauben rasche Arbeitsplatzabwanderung in Niedriglohn-Länder, im günstigsten Fall eine Verschiebung von Arbeitsplätzen (raus aus den letzten noch intakten Orten in die Einkaufszentren an der Autobahn).

„Leben im Einklang mit unserer Umgebung und den Jahreszeiten“
Was fällt Ihnen dazu ein?
Intakte Natur, Weite, Ruhe; Öffis, die einen rasch und verlässlich an den Arbeitsplatz bringen; Erdäpfel aus dem Marchfeld, die nicht in Hamburg gewaschen wurden; Butter, die nicht aus Irland herangekarrt wird; Tomaten aus dem Burgenland und nicht aus Spanien?

„’Leben im Einklang mit unserer Umgebung und den Jahreszeiten’ ist das Motto der Bezirksblätter-Initiative ‚Lebensqualität durch Regionalität’“, so schreibt das Bezirksblatt Gänserndorf.
Dem sollten die Berichterstattung und die Kommentare und Meinungen im Bezirksblatt auch wirklich Rechnung tragen.
Solche Kommentare sollten dann eben nicht in einer Zeitung erscheinen, die sich selber ernst nimmt.

Denn die Frage „Wie kann man die Identität der Region stärken?“ ist zwar nicht mit einem Satz zu beantworten.
Mit einem Satz aber kann aber sagen, wie sich die Identität einer Region nicht stärken lässt: Nämlich mit Autobahnen.

 

Schreiben Sie Ihre Meinung an die Politiker und Medien und protestieren Sie gegen den Bau des Lobau-Tunnels und der vielen geplanten Transitautobahnen in unserer Region!

 

Hier finden Sie einige Adressen.