Die Geschichte vom umtriebigen Spediteur
in der Wirtschaftskammer Gänserndorf

Herbert Röhrer, Bezirksstellenobmann der Wirtschaftskammer Gänserndorf, macht seit Längerem immer wieder mit eher fragwürdigen Aktionen für den Autobahnbau auf sich aufmerksam. Wen wundert’s, ist doch Herr Röhrer in der Speditionsbranche tätig.

Neuer trauriger Höhepunkt: Herr Röhrer benutzt seine Position in der Wirtschaftskammer, um billigste Stimmungsmache für die Autobahn zu betreiben. Dieses Schreiben erging an alle UnternehmerInnen des Bezirks Gänserndorf (hier das Schreiben im Original):

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„Pro-Infrastruktur“ im Bezirk Gänserndorf

Sehr geehrte Unternehmerin / sehr geehrter Unternehmer,

die Chancen wahrnehmen, das historische Zeitfenster nutzen, welches sich anlässlich des Falls des Eisernen Vorhangs geöffnet hat!

Aber wie soll das ohne Ausbau der Infrastruktur funktionieren???
Seitens des Verkehrsministeriums wurde der so wichtige Bau der S8 verschoben, genauso wie der Lobautunnel, als letztes und wichtigstes Teilstück für den Ring um Wien, von Brücken über die March ist überhaupt keine Rede.

Helfen Sie uns, mit einer Stimme zu sprechen und die verkehrstechnischen Probleme an höchster Stelle zu platzieren!
Helfen Sie uns, dabei nicht an den Rand eines wirtschaftlichen Niemandlandes durch mangelhafte Verkehrskonzeptionen gedrängt zu werden. Wir wollen nicht das westlichste Bundesland der Slowakei werden!

Helfen Sie uns, einen früheren Baubeginn der für die Region so wichtigen S8 sowie des Lobautunnels und der Marchbrücke zu erwirken!

Senden Sie bitte beiliegende Faxerklärung ehebaldigst – spätestens jedoch bis 25. Mai 2007 – ausgefüllt an uns retour (Fax: 02282 / 3934).

Gezeichnet

Herbert Röhrer, Obmann der Bezirksstelle Gänserndorf, Wirtschaftskammer Niederösterreich

Mag. Thomas Rosenberger, Leiter der Bezirksstelle

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Abgesehen davon, dass dieser Brief vor Übertreibungen (z.B. „wirtschaftliches Niemandsland“), Tatsachenfverfälschungen („Lobautunnel, als letztes und wichtigstes Teilstück für den Ring um Wien“) und fragwürdigem nachbarschaftlichem Umgang („Wir wollen nicht das westlichstse Bundesland der Slowakei werden!“ - mit angenommenen Slowakei Ressentiments wird gespielt, aber gleichzeitig will insbesondere die Bau- und Speditionsbranche dort ihre Geschäfte machen) nur so strotzt, werden Autobahnen wieder einmal als Allheilmittel für eine prosperierende Wirtschaft angepriesen. An dieses Märchen glauben aber nur Uninformierte.

Eine Antwort sollten die Angeschriebenen ausfüllen und an die Wirtschaftskammer zurückfaxen (hier das Antwortfax im Original):

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Beilage: „Pro Infrastruktur“ im Bezirk Gänserndorf

Name: ...
Adresse: ...
Tel. ...
Fax: ...
E-Mail: ...

Wirtschaftskammer NÖ
Bezirksstelle Gänserndorf Eichamtstraße 15
2230 Gänserndorf
FAX: 02282 / 3934

O Ja ich bin für den unverzüglichen Bau der S8, des Lobautunnels und für die Errichtung von Brücken über die March.

o Durch die dramatische Verkehrssituation ensteht mir ein Schaden durch:
            - Zu lange Anfahrtszeiten zu den Kunden und Lieferanten (z.B. bei Montagen)
- Hohe Transportkosten

Der Schaden pro Jahr aufgrund der obigen Probleme beträgt ca. .................. Euro.

Wenn die Infrastruktur (S1, S8 und Marchbrücken) bereits errichtet wäre, könnte ich
... zusätzliche Arbeitsplätze schaffen.

Datum, Unterschrift

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Dass die Speditionsbranche von möglichst vielen, möglichst breiten Autobahnen profitiert, leuchtet ein. Autobahnbau allen anderen Gewerbetreibenden als Wirtschaftsmotor für ihren Betrieb zu verkaufen, ist schwerwiegende Irreführung.

Die Realität sieht anders aus, wie eine aktuelle Studie der EU zeigt (Bericht darüber hier nachzulesen): Nach der Fertigstellung derart großer Straßenprojekte „übersteige der zusätzliche Konjunktur- und Beschäftigungseffekt selten zwei Prozent“.
„Während der Bauzeit würden vor allem jene Regionen profitieren, die stark in der Baumaschinenerzeugung aktiv sind. Ansonsten ließen sich nur wenige qualifizierte Jobs schaffen.“
„Um die Lage tatsächlich zu verbessern, sei ein Mix von Strategien notwendig. Bleibe die Wettbewerbsfähigkeit einer Region unverändert,
könnte die erhöhte Erreichbarkeit ungewollte Folgen auf die Wirtschaftslage haben, heißt es in dem Report.“

Von diesen ungewollten Folgen können Tiroler Betriebe entlang der Autobahn schon viele Lieder singen.
Zusätzlicher Verkehr bringt in unseren Zeiten schon lange kein Wirtschaftswachstum mehr mit sich. Überall dort, wo Straßen bestens ausgebaut sind, verschwindet die Produktion und wird in Billigstlohnländer verlagert.
Steigt der Straßengüterverkehr, sinken Reallöhne und Kaufkraft.
Pleiten von Klein- und Mittelbetrieben nehmen zu.
In Tirol, das ja schon seit Jahrzehnten mit einer Autobahn „gesegnet“ ist, dürfen viele Unternemen nicht mehr expandieren, weil die Umweltbelastung bereits so hoch ist.
Wer das nicht glauben will, frage nach - etwa bei namhaften Tiroler Unternehmen wie Swarovski.

Deshalb:
Wehren Sie sich gegen dieses manipulative Vorgehen
eines Wirtschaftskammerfunktionärs!!!
Verwehren Sie sich gegen diese einseitige Darstellung und die falschen Versprechungen, die UnternehmerInnen von der Wirtschaftskammer im Zusammenhang mt dem Autobahnbau gemacht werden.

Hier zwei Vorschläge für ein Protestfax an die WK Gänserndorf - ausdrucken, ankreuzen und abschicken
bzw. an Klein- und Mittelbetriebe weiterleiten!
Protestfax 1
Protestfax 2

Zu diesem Thema gibt es auch einen Artikel in den Niederösterreichischen Nachrichten vom 22. Mai 2007, eine Presseaussendung der NÖ Grünen sowie Briefe von WK-Mitgliedern, die nicht mit dieser Art des Autobahnlobbying einverstanden sind.