Schmankerl des Monats: Oktober 2006

Kaum zu glauben: Bei einer Veranstaltung anlässlich des 10-jährigen Bestandsjubiläums des Nationalparks Donauauen verführten die sog. Naturfreunde viele ihrer gutgläubigen Anhänger dazu, Folgendes zu unterschreiben:

 „Wir Wiener Naturfreunde haben mit unserem Ehrenvorsitzenden, Bürgermeister Dr. Michael Häupl, den Nationalpark Lobau ins Leben gerufen. Wir setzen uns auch jetzt hundertprozentig für den Schutz des Nationalparks ein. Wir verstehen aber auch, dass die Mobilitätsbedürfnisse der Wiener Bevölkerung nördlich der Donau - immerhin so viele Menschen wie in Graz - nicht von den „Öffis“ alleine bewältigt werden können. Wir fordern, dass die neue Umfahrungsstrasse auf jeden Fall unter der Donau und unter dem Nationalpark verläuft, damit der Nationalpark Lobau geschützt bleibt. Sollten dabei Probebohrungen für den Tunnel notwendig sein, dann muss dies unter strengster Aufsicht der Wiener Naturschutzbehörde erfolgen. Jedenfalls dürfen keinerlei Baumaßnahmen und Entlüftungsanlagen im Nationalpark Lobau errichtet werden.“

Die Unterschreibenden waren allesamt der Meinung, sie hätten gegen eine Lobau-Autobahn unterschrieben.
Vielen war erst beim zweiten Durchlesen und nach Hinweisen engagierter BIM-MitarbeiterInnen klar, dass hier im Namen der Naturfreunde-Organisation Unterschriften für die S1 gesammelt wurden!

Einige Tatsachen werden auf den Unterschriftenlisten zudem falsch dargestellt:

  • Bei der sog. Lobau-Autobahn geht es nicht vorrangig um die Mobilitätsbedürfnisse der Wiener Bevölkerung nördlich der Donau. Die S1 wird Teilstück einer internationalen Transitautobahn, die von Danzig bis zur Adria reicht. Ostösterreich holt sich damit den Transitverkehr, den das offizielle Österreich im Westen bekämpft.
  • Die Lobau wird auch durch einen Tunnel in Mitleidenschaft gezogen: Es gibt keinerlei Garantie dafür, dass die Betonbarriere nicht die Grundwasserströme umleitet oder abschneidet und so die Lobau von ihrer Lebensader abgeschnitten wird.
  • Das in Groß Enzersdorf geplante 25 m hohe Abgasbauwerk steht nur wenige Meter neben dem Nationalpark. Wer trotzdem glaubt, dass keine Abgase in die Lobau gelangen, muss schon mehr als naiv sein.
  • Nicht die Naturfreunde allein waren es, denen der Nationalpark seinen Status verdankt: Viele hundert Menschen haben dafür monatelang die Au besetzt.

Auch auf der Website der Wiener Naturfreunde wird fleißig für diese Unterschriften geworben.

Wir finden, das ist eine Verhöhnung von echten Naturfreunden, eine bewusster Missbrauch von naturliebenden Menschen, um ein umwelt- und menschenunverträgliches Projekt voranzutreiben!

Beschweren Sie sich beim Vorsitzenden der Naturfreunde persönlich:
Dipl.-Ing. Rudolf Schicker
Wiener Verkehrsstadtrat & Vorsitzender der Naturfreunde
1082 Wien, Rathausstraße 14-16
Tel.: 01 / 40001 - 81400
Fax: 01 / 4000 - 9981400
E-Mail: rudolf.schicker@gsv.magwien.gv.at

Oder teilen Sie Ihren Unmut dem Ehrenvorsitzenden der Naturfreunde mit:
Dr. Michael Häupl
Bürgermeister von Wien, im Zivilberuf Biologe (!) & Ehrenvorsitzender der Naturfreunde
1010 Wien, Rathaus Lichtenfelsgasse 2
Tel.: 01 / 4000 - 81111
Fax: 01 / 4000 - 9981111
E-Mail: buergermeister@magwien.gv.at

 

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Presseaussendung der Bürgerinitiative „Rettet die Lobau - Natur statt Beton“