PRESSEINFORMATION
19. Februar 2009

Lobau-Autobahn: Milliardengrab
Neue Transitautobahn durch Wohngebiet - Arbeitsplätze für Maschinen

Groß Enzersdorf – Dass die Asfinag bei ihrer Pressekonferenz über die bevorstehende Einreichung des S1-Abschnittes Schwechat - Süßenbrunn schönredet,  ändert nichts an den Tatsachen: Die Lobau-Autobahn wird Milliarden verschlingen und einen noch intakten Lebensraum für immer zerstören.

In Zeiten absehbarer Rohölknappheit, drohender Strafzahlungen Österreichs wegen Klimaschutz-Verstößen und drastisch gesunkener Mauteinnahmen der Asfinag (20,3 % weniger Fahrzeuge als im Jänner des Vorjahres auf Österreichs Autobahnen) sehen Österreichs Politiker im Bau neuer Transit-Autobahnen noch immer das wirtschaftspolitische Allheilmittel. Noch immer wird massivst in den Straßenneubau investiert, obwohl laut einer Studie der Technischen Universität Wien gerade in dieser Sparte der Beschäftigungseffekt am geringsten ist.(1)

In seinem Bericht 2008/5 trifft der Rechnungshof eine klare Feststellung: Die Frage, wie nahe Straßenneubauten an Wohngebieten und geschützten Naturräumen erfolgt, gibt den Ausschlag für die explodierenden Kosten für Lärmschutz und ökologische Ausgleichsmaßnamen. Der Rechnungshof mahnt, ein wesentliches Ziel der Planung von Straßenneubauten müsse sein, die Trassen so auszuwählen, dass Wohngebiete möglichst nicht beeinträchtigt würden. Mit der Lobau-Autobahn wird dem Rechnungshofbericht völlig zuwider gehandelt: Sie soll nur wenige 100 Meter neben Groß Enzersdorfer und Esslinger Siedlungsgebiet verlaufen, ein großer Autobahnknoten soll direkt neben Wohnhäusern entstehen. Auch noch so teure Ausgleichsmaßnahmen können hier keinen echten Ausgleich schaffen.

Die Problematik der sog. Lobau-Autobahn liegt aber nicht nur in deren kaum abschätzbaren Kosten, sondern auch in anderen Bereichen:

  1. Österreich legt dem Internationalen Transitverkehr im Osten eine bequeme Rutsche, während in Westösterreich dagegen angekämpft wird
  2. Das Verkehrsaufkommen in den umliegenden Ortschaften/Stadtteilen wird steigen (zB Groß Enzersdorf, Essling) - sogar laut Prognosen der Asfinag und entgegen deren offiziellen Versprechungen
  3. In bereits ausgewiesenen Feinstaubsanierungsgebieten (22. Bezirk, Groß Enzersdorf) wird es zu einer erheblichen Mehrbelastung kommen
  4. In einer durch Fluglärm massiv belasteten Region (22. Bezirk, Groß Enzersdorf) wird es zu einem weiteren Anstieg des Dauerlärmpegels kommen
  5. Namhafte Experten fürchten um das Grundwasseraufkommen in Groß Enzersdorf und der Lobau und warnen vor überfluteten Kellern in Essling
  6. Durch den Bau sind schwere Schäden an den umliegenden Wohnhäusern zu erwarten (Erschütterungen durch den Tunnelbau)
  7. Eine Entwertung der Liegenschaften vieler Hausbesitzer wird die Folge sein
Was das alles für die Gesundheit und Umwelt bedeutet, muss wohl nicht weiter dargelegt werden.

Die sogenannte Umweltverträglichkeitsprüfung ist, wie auch Experten der Materie zugeben, ein reines „Projektverwirklichungsverfahren“ für die Projektbetreiber. Von dieser Seite ist für die betroffenen Bürger, auf deren Rücken und Kosten hier ein Milliardengrab gebaut wird, leider nicht mit Unterstützung zu rechnen.
Der einzige Profiteur, wie so oft: Die mächtige Bauwirtschaft.

(1) Studie von Reinhard Haller: „Beschäftigungseffekte von Verkehrsinfrastruktur-Investitionen“, Technische Universität Wien, 2005
Zitat daraus:
„Die Auswertung statistischer Daten zeigt, dass Straßenbauinvestitionen die geringsten direkten Beschäftigungseffekte aller Bausparten aufweisen. Das Argument der Beschäftigungsschaffung durch den Straßenneubau ist allenfalls aus historischer Sicht erklärbar: In der unmittelbaren Nachkriegszeit war tatsächlich der Straßenbau jener Bereich, in dem die höchsten Beschäftigungseffekte erzielt wurden.“

 

Dieser Text und einige Bilder der Veranstaltungen sind auch online zum Download verfügbar unter http://www.s1-bim.at/_pressemitt.htm (19. Februar 2009)

Rückfragehinweis:
Presse/Koordination: Margit Huber; E-Mail: info@s1-bim.at; Telefon 0699 /18 23 09 65